Projekt #5 – Leseprobe

Projekt #5 - Schreibe mit mir ein Buch

Kapitel 1 – Christoph

»Schatz, meinst du nicht, dieser Raum ist ein wenig eng für die Gäste?«, fragte Mara mit besorgtem Blick und strich sich durch die schulterlangen roten Haare.
»Er ist genau richtig.«
»Wir haben auch größere Räumlichkeiten im Haus«, grätschte die Restaurantleiterin sofort dazwischen. »Ich kann sie Ihnen gern zeigen, wenn Sie möchten.«
»Oh ja, Christoph, lass uns die anderen Räume ansehen.«
»Weshalb? Der hier ist doch völlig ausreichend.« Er zuckte mit den Schultern.
»Nun ja, ich bin die Gästeliste noch einmal durchgegangen. Ich finde, meine Tante Christine gehört unbedingt dazu. Als Kind habe ich fast jeden Sommer bei ihr verbracht.«
»Eine Person mehr bekommen wir sicher hier drin unter.«
»Wenn ich Tante Christine einlade, muss ich aber meine anderen Tanten und Onkel auch einladen.«
»Was?« Christophs Gelassenheit verabschiedete sich allmählich. Er strich sich über die Stirn. »Du hast ungefähr fünfundneunzig davon!«
Mara lächelte unsicher. »Ich habe eine große Familie. Dafür kann ich doch auch nichts.«
»Mara, Christoph«, ertönte plötzlich eine hohe Frauenstimme.
Mit einem Seufzer drehte Christoph sich um, denn er kannte diese Stimme nur zu gut.
»Grüß dich, mein Lieber«, begrüßte ihn die adrette Blondine und gab ihm ein Küsschen auf die linke und auf die rechte Wange. »Mara, mein Liebling, entschuldige, dass ich mich verspätet habe. Dein Vater hat den Autoschlüssel verlegt und ewig danach gesucht. Er parkt noch schnell den Wagen. Die Parkplatzsituation ist hier ja nicht gerade ideal. Seid ihr euch sicher, dass ihr hier feiern möchtet?«
Christoph verschränkte die Arme vor der Brust. »Feiern ist nicht ganz …«
»Mama, es gibt keine große Auswahl«, fuhr Mara ihm über den Mund. »Dafür ist die Zeit zu knapp.«
»Wie ihr meint. Wovon habt ihr gerade gesprochen?«
»Frau Gerber wollte uns gerade einen größeren Raum zeigen. Und ich versuche Christoph gerade zu erklären, dass ich Tante Christine einladen muss.«
Während seine Schwiegermutter der Restaurantleiterin freundlich zunickte, rollte Christoph mit den Augen und seufzte erneut.
»Ja, also Christine müsst ihr einladen! Wenn sie schon nicht nach Südafrika fliegen kann.«
»Bettina, das sollte eigentlich …«, versuchte Christoph es erneut, aber diesmal unterbrach ihn die Restaurantleiterin.
»Wie viele Personen erwarten Sie denn nun zu ihrer Hochzeit?«
»Fünfzehn«, antwortete Christoph.
»Etwa dreißig«, korrigierte Mara.
Er sah sie verblüfft an.
»Dann zeige ich Ihnen den Salon ›Wildbach‹. Der ist perfekt für Sie«, entschied die Brünette, notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett und bedeutete den Anwesenden, ihr zu folgen.
Mara und ihre Mutter eilten voraus. Christoph hingegen fuhr sich über das Gesicht und trottete nur widerwillig hinter den Frauen her.
Die Brünette öffnete eine weite Flügeltür und präsentierte einen großzügigen Saal. An zwei Wänden waren Spiegel angebracht, die ihn noch größer wirken ließen. Überall im Raum verteilten sich Tische mit edlen Stühlen daran, in einer Ecke waren bereits einige Buffettische aufgebaut. Die schlichte Dekoration der eingedeckten Tafeln gab dem Salon eine exklusive Note. Der Kronleuchter bildete das Herzstück und brachte das Arrangement zum Strahlen. Ebenso wie die Augen der Damen, die aus dem Staunen nicht mehr herauskamen.
»Der Saal ist bereits für eine Hochzeit am Wochenende vorbereitet«, erklärte die Restaurantleiterin. »Für Ihren Termin wäre er noch zu haben, wenn Sie wollen.«
»Ich denke nicht, dass das nötig sein wird.«, begann Christoph. »Hier passen locker achtzig Personen hinein. Wir möchten unsere standesamtliche Trauung so schlicht wie möglich halten, weil wir zusätzlich eine freie Trauung in Südafrika planen.«
»Oh, das ist ja wundervoll.«
»Aber Christoph«, mischte sich Bettina erneut ein, »ihr könnt doch nicht die halbe Verwandtschaft von der Hochzeit ausschließen. Schließlich freuen sich alle schon so lange darauf, dass unsere Mara endlich heiratet.« Sie wandte sich an ihre Tochter. »Sieh mal, Liebling, dort drüben könnt ihr eine Tanzfläche einrichten.«
»Das ist perfekt«, bekräftigte Mara. »Und wir hätten noch Luft für meinen Großonkel Friedrich. Den hatte ich bei der Planung ganz vergessen.«
»Du hast recht, Liebling, Friedrich müsst ihr auch einladen. Ach, das wird so ein schönes Fest. Meine Kleine wird endlich unter die Haube kommen.« Bettina legte einen Arm um Maras Schultern und drückte sie fest an sich. Sie stieß einen zufriedenen Seufzer aus, und auch Mara wirkte glücklich.
Christoph schluckte schwer und wagte es nicht, die gute Stimmung der beiden Frauen zu zerstören. Die schwebten geradezu durch den Saal und platzierten die imaginären Gäste. Je mehr Stühle sie mit einem Namen besetzten, desto unbehaglicher schaute er dem Treiben zu. Dass ihn nun auch noch sein Schwiegervater überschwänglich begrüßte und sich gleich darauf von der Begeisterung der Damen anstecken ließ, machte es nicht besser.
»Frau Gerber?«, wandte er sich flüsternd an die Brünette, die ihn strahlend ansah. »Ich hasse Sie!«

***

Mit einem aufgesetzten Grinsen winkte Christoph dem davonbrausenden Toyota mit seinen Schwiegereltern hinterher und drehte sich gleich darauf zu Mara um. »Schatz, ist das wirklich dein Ernst? Dreißig Gäste?«
»Dreißig … vierzig … was macht das schon aus?«
»Vierzig?! Es werden immer mehr!«
»Meine Mutter meint …«
»Kannst du bitte mal deine Mutter aus dem Spiel lassen? Es geht doch um unsere Hochzeit.«
»Was hast du denn jetzt gegen meine Mutter?« Empört verschränkte Mara die Arme.
»Ich habe überhaupt nichts gegen deine Mutter! Aber ich möchte dich heiraten und nicht sie. Sie mischt sich sowieso schon in viel zu viele Angelegenheiten unserer Beziehung ein.«
»Was soll das jetzt schon wieder bedeuten?«
»Genau das, was ich gesagt habe. ›Wollt ihr nicht endlich heiraten? Wollt ihr nicht endlich Kinder haben? Wollt ihr nicht in ein Haus ziehen?‹ So geht das ständig.«
»Sie meint es doch nicht böse!«
»Das weiß ich. Aber es geht sie nichts an. Genauso wenig wie unsere Hochzeit.«
»Na hör mal, sie ist schließlich meine Mutter!«
»Ja, und sie darf ja auch ihre Meinung haben und Ratschläge geben, aber du nickst alles ab, was sie sagt.«
Mara öffnete den Mund, wollte sicher eine deftige Antwort geben, entschied sich aber dagegen und überüberlegte einen Moment.
»Ich habe auch immer von einer großen Hochzeit geträumt«, sagte sie schließlich versöhnlicher und schaute Christoph treuherzig an.
»Die bekommst du ja auch in Südafrika.«
»Dort sind doch auch nur die engste Familie und Freunde dabei.«
»Ich dachte groß im Sinne von aufwendig
»Christoph, versteh doch, ich habe vor, nur einmal zu heiraten …«
»Na ja, eigentlich heiraten wir zweimal …«
»… und die Hochzeit soll perfekt werden.«
»Aber ist sie das nicht auch im kleinen Rahmen? So, wie wir das ursprünglich angedacht hatten?«
»Wir hatten es angedacht. Aber inzwischen finde ich es viel schöner, wenn alle dabei sind, die wir gernhaben und lieben. Familie und Freunde sind doch das wichtigste auf der Welt. Findest du nicht?«
»Doch, schon …«
»Und alle möchten doch so gern teilhaben an unserem Glück. Schließlich hat es ziemlich lang gedauert, bis du … ähm … wir uns überhaupt dazu entschlossen haben.«
»Du meinst also, je älter man wird, desto mehr Leute muss man einladen?«
Mara zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zum Auto.
»Hätte ich doch nur mit zwanzig schon geheiratet«, murmelte Christoph und folgte ihr.
»Der Zug ist wohl abgefahren«, flachste Mara über ihre Schulter hinweg. »Da hättest du mich vor dreizehn Jahren schon fragen müssen.«
»Da kannten wir uns noch nicht einmal!«
Grinsend setzte sich Mara auf den Beifahrersitz. Christoph hingegen ließ sich resigniert hinters Lenkrad fallen und schloss für einen Moment die Augen.
»Du wirst es überleben«, prophezeite Mara und tätschelte ihm den Rücken. »Das wird eine grandiose Feier, und auch du wirst dich amüsieren. Glaub mir.«

 

Hinweis:

Die Leseprobe wurde noch nicht lektoriert und korrigiert. Sie kann noch Fehler enthalten. Ich bitte euch, dies zu entschuldigen.

 

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